„Bei der Geburt ist jeder Mensch ein Baby und Babys haben keine Vorurteile“

von Ingo Trüter

Leon Weintraub (96) zu Besuch im Forum unserer Schule

Am 14. November 2022 war der 96-jährige Leon Weintraub mit seiner Frau zu Gast im Forum unserer Schule. Auf ergreifende Weise erzählte er von seinen Erlebnissen während der grausamen Herrschaft der Nationalsozialisten in Polen und weiten Teilen Europas. Die Nazis sperrten ihn in das Ghetto in Lodz und er entkam dem Vernichtungslager Auschwitz. Drei weitere KZs überlebte er und konnte schließlich im April 1945 in Westdeutschland fliehen. „Mehr tot als lebendig“ habe er sich zwischenzeitlich gefühlt. Unerträglich sei insbesondere der Hunger gewesen, den er – bis auf eine einzige Ausnahme – mehr als fünf Jahre lang tag-täglich verspürt habe. Im Herbst 1946 begann er in Göttingen sein Studium der Medizin – ohne die Sprache aktiv zu beherrschen, ohne Abitur, ohne, dass es ihm jemand zugetraut hatte. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Gynäkologe in Kliniken in Polen und Schweden. Seither erzählt er von seinem Leben und sucht das Gespräch mit Schüler:innen.

Leon Weintraub erzählte ohne Textvorlage über 70 Minuten aus seinem Leben und zeichnete Bilder von Ereignissen, die für die im Forum anwesenden Schüler:innen und Kolleg:innen phasenweise schwer erträglich waren. Er endete mit dem eindrücklichen Appel, die Vergangenheit nicht zu vergessen, immer wieder zu erzählen und zu erinnern, da Erinnerungen flüchtig seien und durch Erzählungen bewahrt werden müssten. 

Der NDR war mit einem Fernsehteam vor Ort und berichtete in der Sendung "Hallo Niedersachsen".

Weintraub sitzend   

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