„Die Welt gehört in Kinderhände“

von Mike Burkhardt

Was es bewirken kann, wenn „Kinder an die Macht“ gelassen werden, resümierte Schulleiterin Tanja. Die breit gefächerten Projekte der vergangenen Tage, mit Ideenentwicklung, heißen Diskussionen, dem Verwerfen von Gedanken und finden neuer Möglichkeiten bedeute, dass wir als Schulgemeinschaft so richtig stolz sein können. Wir geben ihr vollkommen recht!
Möglich war das Zukunftscamp jedoch nur durch das Engagement des Orga-Teams, mit den Lehrkräften Christina, Isabel, Ingo, Julia, Ines, Laura, Lukas und Benjamin, sowie Ole und Benno von der SV und Anette von der Elternvertretung. Diese Gruppe hat wiederum die Schultüren weit geöffnet und Kooperationspartner/innen ins Projekt geholt, wie Eva Holst von der nachhaltigen Stadtentwicklung, die Verbraucherschutzzentrale Göttingen, Katrin und Steffi von „Lotta Karotta“, den Bund Deutscher Radfahrer und Thomas von den „Grillninjas“. Dazu kommen zahlreiche engagierte Lehrkräfte, Schülys und Eltern.

Hoher Besuch aus Hannover
Auf dem Rundgang durch die Schule trafen wir bereits auf Claudia Schanz, früher Ministerialrätin der Niedersächsischen Landesschulbehörde für das Referat für Demokratiebildung, nachhaltige Entwicklung und globales Lernen. Sie unterhielt sich intensiv mit den Schüler/innen der Session „Wogen spricht sich die IGS aus?" In diesem Zusammenhang war sie schon einmal an unserer Schule, als wir das Zertifikat „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ bekamen.
Für uns wechselte sie nun in die Position der Interviewten. Auf die Frage, was ihr in dem Themenfeld besonders wichtig sei, antwortete sie, dass sie sich für eine nachhaltige Schulentwicklung ohne Rassismus und Mobbing einsetzt. Durch ihre Erfahrung im Bereich „Aufbruch und zukunftsfähige Schule“ konnte sie den Schüler/innen in den Sessions, die sie bereits besucht hat, Tipps geben und so bei der Ideenentwicklung unterstützen - z. B. auch bei der Diskussion, wie die Situation der Schultoiletten verbessert werden könnte.
In ihrer Projektreflexion zum Abschluss des Zukunftscamps sprach Claudia Schanz der Schulgemeinschaft schießlich ein großes Lob aus, denn in den drei Tagen sei ein Rahmen für Ideen und Kreativität geschaffen worden, in dem jede und jeder Einzelne dazugehörte. Zudem hätten wir durch die Ergebnisse unsere hohe Selbstwirksamkeit bewießen und Lösungen gefunden, wo bisher ein bürokratisches „Jetzt nicht“ oder „Nein“ gestanden hat - wie das selbständige Streichen des Treppenaufgangs bewiesen habe.
Die Aussage „Schule ist gleich Welt“ war ihr besonders wichtig, denn eine Schule mit einem demokratischen Zusammenleben, ohne Hass und Diskriminierung, sei eine Grundlage der Gesellschaft. Sie ist zuversichtlich, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus der Projektwoche zur Nachhaltigkeit auch in ihre, in unsere Zukunft tragen, um die Gesellschaft positiv zu beeinflussen.

Ein weiterer Redner bei der Abschlussveranstaltung war Arne, welcher bis 2016 diese Schule besuchte. Damals engagierte er sich mit voller Freude im SV-Team, denn er wollte etwas verändern. Das schaffte er auch, denn einige Ideen werden noch heute an der Schule umgesetzt. So ist er ein gutes Beispiel dafür, dass die Schule durch ihr Leitbild das Leben prägt und es ist sichtbar, dass das Engagement, was an dieser Schule gefördert wird, auch noch im späteren Leben weitergeführt wird. Bei seiner Projektreflexion sprach er vor allem darüber, wie schön es sei, das Oberstufe und Unterstufe so gut gemeinsam gearbeitet und neue Ziele entwickelt hätten.
Das sagten auch Steffi und Katrin von „Lotta Karotta“, und Eva Holst, von der nachhaltigen Stadtentwicklung, die durch ihre Kinder, ehemalige IGS-Schülys, einen anhaltenden Bezug zur IGS haben, die ihr Familienleben beeinflusst hat und sie selbst, durch ihr Engagement, zum Beispiel durch ihre Beiträge zum Zukunftscamp, wiederum die IGS-Schulgemeinschaft beeinflussen und bereichern.

„Schule mal anders“
Wie Schule sein sollte, um zukunftsfähig zu sein, wurde in der Session „Nachhaltige Schulgestaltung“ diskutiert. Schüler/innen entwickelten dabei Ideen für einen ansprechenderen und individuelleren Unterricht. Mika erzählte uns, dass sich die Teilnehmenden einig sind, dass Schule generell mehr Lebensnähe bräuchte. Es sollte also zumindest ein Unterrichtsfach geben, welches mehr auf das Leben vorbereitet, oder mehr lebensnahe Bezüge in unterschiedliche Fächer eingebracht werden. Dort würde es um Kompetenzen gehen, die man später einmal braucht. Aber auch individuelle Angebote zur Förderung und Forderung sollten noch mehr Raum bekommen. Dafür schlugen die Schüler/innen vor, dass mehr Ersatzleistungen angeboten werden sollten. So soll sich je nach Fach zwischen LZK/ Klausur oder Präsentation und Plakat entschieden werden dürfen, um individuell angepasst arbeiten und lernen zu können. Wir sind schon gespannt, wie diese Idee zum Tragen kommt.

„Nicht mehr auf Regeln schei...“
Die Toilettensituation ist ein heiß diskutiertes Thema unter den Schüler/innen, wie ihr euch vielleicht noch aus unserem Auftaktartikel erinnern könnt. Um so gespannter waren wir auf die Ergebnisse dieser Session.
Diese widmete sich der Aufgabe, den Toilettenbesuch möglichst angenehmer zu gestalten, denn ein Problem sei laut den Schüler/innen das teilweise Fehlen von Bewusstsein für Hygiene. Hierfür wurden von Baray, Justus und Mehdi drei Regeln aufgestellt und in einem Hinweisschild grafisch festgehalten, was ihr in den Fotos seht. Sie entschieden sich bewusst gegen zu viele Regeln, denn drei kann man sich gut merken und es sind die wichtigsten. Auch an der Gestaltung der Schultoiletten wurde gearbeitet. Dafür wurden Keramikfließen kreativ bemalt, um eine angenehme Atmosphäre zu erschaffen. Zudem wird das kostenlose Anbieten von Hygieneartikeln für die Schülerinnen gefordert. Automaten dafür sind zwar schon vor einiger Zeit in einigen Jahrgängen installiert worden, aber noch nicht bestückt. Der lila-Jahrgang, zum Beispiel, hat dafür eine eigene Lösung gefunden, wir ihr in den Fotos sehen könnt.

Beim Gallerywalk haben wir auch das Thema mit den Busfahrtkarten wiedergefunden, und Ideen für nachhaltigere Klassenfahrten und Fahrradsicherheit - sowohl deren Reparatur, wie auch das sichere Fahren, was vom Bund der Radfahrer/innen in einer Session angeboten wurde.

Der Kleidertausch hatte uns ja besonders interessiert und war unserer Meinung nach ein voller Erfolg. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um für sich, die Geschwister oder eigene Kinder neue Klamotten zu bekommen. Die Aktion macht noch einmal deutlicher, wie wichtig Nachhaltigkeit für viele Jugendliche geworden ist, denn immer mehr kaufen ihre Klamotten in Second-Hand-Läden, um so klimaneutraler zu leben und individuelle Stücke zu bekommen, die eben nicht die breite Masse trägt. Mit dem Projekt unterstützt die Schule genau das und zeigte vielen, wie einfach Kleidertausch geht und Spaß macht. Auch die nicht verkauften Sachen werden nicht weggeschmissen, sondern an einen Gratisladen in der Umgebung gespendet.

Emily und Finja

 

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